Vom Winde verweht

DIE ZEIT, November 1996

Madagaskar brennt. Jedes Jahr vor der Regenzeit setzen die Bauern im zentralen Hochland die trockene Savanne in Flammen. Die frische Asche düngt den Boden, und sobald die ersten Tropfen fallen, sprießt neues Grün: Weidegrund für die wertvollen Zebus. Je mehr Zebus ein Madagasse besitzt, um so angesehener ist er in der Dorfgemeinschaft. Mittlerweile leben auf der Insel vor der afrikanischen Ostküste fast genauso viele Zebus wie Einwohner - etwa zehn Millionen. Ein verhängnisvoller Reichtum: Die Rinder überweiden die dünne Grasnarbe, das Feuer gibt dem Boden den Rest. Die entblößte Erde wird mit dem nächsten Sturm davongetragen. 

Im gesamten Tropengürtel breiten sich die Wüsten aus. Weltweit sind dreißig Prozent der Landfläche von Verwüstung bedroht. Afrikanische Staaten brachten deshalb 1992 auf der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro eine internationale Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation auf den Weg. Mittlerweile haben mehr als hundert Länder die Wüstenkonvention unterzeichnet, in Kraft tritt sie voraussichtlich gegen Ende des Jahres.


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