50 Jahre "Silent Spring" - Rachel Carson und die Anfänge der Umweltbewegung

WDR 5, Leonardo, 26. September 2012

Es klingt wie eine Horrorgeschichte, was Rachel Carson über eine Kleinstadt irgendwo im ländlichen Amerika schreibt: "Irgendein böser Zauberbann war über die Siedlung verhängt worden: Rätselhafte Krankheiten rafften die Kükenscharen dahin. Rinder und Schafe wurden siech und verendeten. Über allem lag der Schatten des Todes." Eindrücklich schildert Carson die Stille, die über der Landschaft lang, denn die Vögel waren verstummt.

Doch der Horror ist Realität im ländlichen Amerika der 1950er und 60er Jahre. Carson lenkt die Aufmerksamkeit auf den hemmungslosen Einsatz von DDT und anderen Giften. Heute gilt der Stumme Frühling als eines der einflussreichsten Bücher, die je geschrieben wurden. Das Time Magazine verglich es gar mit Darwins "Ursprung der Arten". Die Zeit ist reif für Carsons kritischen Blick, sie stößt die ökologische Revolution mit an, die in den frühen 60er Jahren beginnt. Doch auch der Gegenwind fällt heftig aus, denn Carson legt sich mit mächtigen Gegnern an: mit der lokalen Politik, mit Saatgutunternehmen und der chemischen Industrie. Es geht um viel Geld, und die Pestizid-Lobby kämpft mit harten Bandagen. 

Beim Publikum jedoch hat Rachel Carson immensen Erfolg: Wochenlang steht das Buch auf Platz eins der Bestsellerliste, Carson gewinnt Preise und Auszeichnungen. Zu offensichtlich sind die Schäden, die DDT und Co anrichten. Und tatsächlich schlägt in diesem Fall David den Goliath: Carson berichtet vor dem Kongress über ihre Recherchen, und Präsident Kennedy ruft eine wissenschaftliche Beraterkommission ins Leben. In der Folge wird der Gebrauch von DDT in den USA eingeschränkt und zehn Jahre nach Erscheinen des Buches verboten. Ein Erfolg, den Rachel Carson nicht mehr erlebt: 1964 stirbt sie an Krebs. 

Redaktion: Anne Preger 

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